Wenn Mädchen* beim Theaterspielen die Revolution proben

Bekanntlich ist die beste Vorbereitung auf die Revolution, sie so oft wie möglich auszuprobieren. Spontanes, improvisiertes Theater ist dafür ein genialer Ort. In dem spannenden Projekt „#GAP – Girls Against Poverty!“, das in Kooperation zwischen dem „Theater der Unterdrückten Wien“ und dem Jugendzentrum „Sale für Alle“ stattfand, zeigten junge Mädchen* ihre Lösungsstrategien gegen Bodyshaming oder Homophobie – indem sie sie gleichmal auf der Bühne vorspielten.

Nicht nur quatschen, sondern tun

Das Besondere an der Methode „Forumtheater“ ist, dass alle gemeinsam – in diesem Fall einige Schauspieler*innen, 2 Vermittler*innen und rund 70 Zuschauer*innen – verschiedenste Interventionen und Lösungsvorschläge auf der Bühne spielen und dann gemeinsam besprechen. Statt „an deiner Stelle würde ich mal deiner Oma die Meinung sagen“ können und sollen Zuschauer*innen selbst auf die Bühne gehen und es anstelle der unterdrückten Person spielen. Diese Methode, die in den 1970ern von Augusto Boal in Brasilien entwickelt wurde und dann weltweit Multiplikator*innen fand, hat den großen Vorteil, dass man von der Theorie sehr schnell in die Praxis kommt. Und gleichzeitig genügend Zeit hat, um sich mal in aller Ruhe zu überlegen: Wie könnte ich sonst noch auf einen blöden Macho-Spruch reagieren? Vielleicht mal etwas ganz anderes wagen, zum Beispiel in Form einer „absurden Intervention“?

Mädchen*, die unruhig auf ihren Auftritt warten

Am Tag der Aufführung kamen über 70 Zuschauer*innen. Zuerst schauten sie sich das Stück an, um dann in der zweiten Runde aktiv die Geschichte zu verändern. Am Anfang etwas zögerlich, war es schon bald spürbar, dass mehrere der Zuschauer*innen nun auch mal eine Intervention ausprobieren wollen. Während ein Mädchen* noch beschäftigt war, ihren Vorschlag zu spielen, riefen andere schon: „Ich will auch noch in die Rolle der Stella schlüpfen!“

Während das Publikum bei herkömmlichen Theater-Vorführungen einfach nur passiv dem Stück zuschaut, eignet sich das Forumtheater im Jugendzentrums-Setting hervorragend, um das viel zitierte „Empowerment“ in einem geschützten Rahmen zu üben. Wenn du in deinem Jugendzentrum auch mal eine ähnliche Aktion umsetzen möchtest, dann melde dich gerne beim „Theater der Unterdrückten Wien“ ()! Mehr Infos zu dem hier beschriebenen Projekt findest du hier: https://tdu-wien.at/gap-girls-against-poverty/

Thomas Zobernig
Verein Jugendzentrum „Sale für Alle“

Stadt Wien MA13

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