#GenerationInstagram Soziale Medien – die Zukunft der Offenen Jugendarbeit

Nicht zuletzt durch die COVID-19 Pandemie und durch die daraus resultierenden Herausforderungen für die Offene Jugendarbeit wurde die Bedeutsamkeit der Nutzung Sozialer Medien deutlich. Bereits vor dem Ausbruch der Pandemie begann ich meine Masterarbeit zum Thema Jugendarbeit und Soziale Medien mit dem Titel „#GenerationInstagram Soziale Medien – die Zukunft der Offenen Jugendarbeit“. Im Besonderen widmete ich mich der Fragestellung „In welcher Form verändern Soziale Medien die Offene Jugendarbeit und wie kann diese auf die veränderten Bedingungen reagieren, um die Erreichbarkeit von Jugendlichen auch zukünftig zu gewährleisten?“

Allgemein wird digitale Kommunikation durch die Verbreitung von Smartphones immer mobiler und schneller. Soziale Medien stellen für die Jugendlichen einen nicht zu vernachlässigenden Teil ihrer Lebenswelt dar. Jugendliche trennen hierbei nicht zwischen digitalen und analogen Erfahrungen, sondern erleben diese als hybrid.

Soziale Medien beeinflussen wesentliche Entwicklungsaufgaben wie das Identitäts-, Beziehungs- und Informationsmanagement. Dennoch dürfen Benachteiligungen, die durch unterschiedliche Ausgangslagen und Ressourcen der Jugendlichen entstehen, nicht außer Acht gelassen werden. Dazu zählen nicht nur ein eingeschränkter Zugriff auf das Internet, sondern auch, dass die kompetente Bedienung nicht mit einer reflektierten Nutzung gleichgesetzt werden kann. Zudem lauern in Sozialen Netzwerken auch vermehrt Gefahren wie Cybermobbing oder Cybergrooming.

Das Verhältnis der Offenen Jugendarbeit zu Sozialen Medien scheint heutzutage immer noch ambivalent zu sein, die einen befürchten die Verdrängung der realen Welt und die anderen entdecken ungeahnte Chancen durch den virtuellen Raum. Die Nutzung Sozialer Medien durch die Offene Jugendarbeit ist noch keine Selbstverständlichkeit. Da sich Jugendliche jedoch vermehrt in virtuellen Räumen aufhalten, muss auch die Offene Jugendarbeit hier präsent sein, wenn es darum geht, dort zu sein, wo die Zielgruppe ist.

Soziale Medien bieten für die Offene Jugendarbeit neue, niederschwellige und zusätzliche Kommunikationskanäle. Es soll hierbei um ein ergänzendes Angebot und nicht um den Ersatz bereits bestehender analoger Angebote gehen.

Die Ziele der professionellen Nutzung Sozialer Medien bestehen grundsätzlich in Öffentlichkeits- und Beziehungsarbeit. Die Einrichtungen der Offenen Jugendarbeit nutzen unterschiedliche Soziale Medien. Meist werden Messengerdienste wie WhatsApp oder Snapchat zur Kommunikation und zum Kontakthalten genutzt. Für Öffentlichkeitsarbeit und Bewerbung eigener Angebote sind hauptsächlich Instagram, TikTok oder YouTube gebräuchlich. Die Plattform, auf der alle Jugendlichen erreicht werden können, gibt es nicht. Jugendliche sind auf jenen Plattformen erreichbar, die für sie interessant und attraktiv sind.

Zu den Vorteilen der professionellen Nutzung Sozialer Medien zählen eine zusätzliche Möglichkeit die Zielgruppe zu erreichen, die Wahrnehmung der Fachkräfte als Ansprechpartner*innen zu Themen der Sozialen Medien und die Möglichkeit Jugendlichen direkte Rückmeldung zu ihrem Verhalten auf Sozialen Medien geben zu können. Als ein bedeutsamer Nachteil kann die Verstärkung der Benachteiligung Jugendlicher, die keine Sozialen Netzwerke nutzen, genannt werden.

Zu den größten Herausforderungen für die Offene Jugendarbeit zählt die Wahrung des Datenschutzes und die damit verbundenen rechtlichen Rahmenbedingungen, sowie Aneignung des notwendigen Knowhows zur reflektierten Nutzung Sozialer Medien. Besonders die Schnelllebigkeit Sozialer Medien stellt für die Offene Jugendarbeit eine große Herausforderung dar, da bereits bestehende Konzepte regelmäßig überarbeitet- und auf aktuelle Plattformen übertragen werden müssen.

Als Voraussetzung für eine gelingende Arbeit mit Sozialen Medien gilt der explizite Auftrag der Leitungsebene und der Auftraggeber*innen sowie eine angemessene technische Ausstattung und Infrastruktur. Wollen Jugendarbeiter*innen Inhalte mittels Sozialer Medien transportieren, muss auch auf die graphische Aufbereitung geachtet werden.

Die Offene Jugendarbeit muss Soziale Medien als sinnvolle Ressource begreifen und die professionelle Rolle der Fachkräfte auch in den virtuellen Raum übertragen. Besonders durch die Schwerpunkte der Lebenswelt- und Sozialraumorientierung müssen sich Einrichtungen der Offenen Jugendarbeit zu und in Sozialen Medien positionieren. Heutzutage ist die Beschäftigung mit Sozialen Medien eine Grundvoraussetzung, um Jugendliche positiv begleiten zu können.

Handlungsempfehlungen:

Um die Arbeit in Sozialen Netzwerken zu verankern, braucht es ausreichende und speziell dafür reservierte Zeitressourcen, die auch im Dienstplan ausgewiesen werden sollten. Um eine klare Trennung zwischen beruflichen und privaten Kontexten zu ermöglichen, werden Diensthandys empfohlen, mit denen die Arbeit in Sozialen Netzwerken ermöglicht wird. Zudem ist auch der regelmäßige Austausch innerhalb des Teams zu Erfahrungen, die in Sozialen Medien gemacht werden, erforderlich, um die Arbeit gebührend weiterentwickeln zu können. Hilfreich kann die Frage sein, wie mit ähnlichen Problemen analog umgegangen würde, und was davon auch digital umsetzbar ist.

Zudem kann die Formulierung von Leitlinien die Arbeit mit Sozialen Medien deutlich erleichtern. Hierzu zählen beispielsweise Regelungen für die Präsenz im Netz, Fragen zum Datenschutz, zur Kommunikation, zur Zielgruppe, zur Kontinuität der Online-Erreichbarkeit und der Integration in den Arbeitsalltag. Außerdem sollte ein Leitfaden aktuelles wissenschaftliches Fachwissen und bereits vorhandenes Erfahrungswissen miteinander verknüpfen. Fachkräfte sollen damit an das Thema herangeführt werden, Unsicherheiten klären und für die Nutzung der neuen Kommunikationskanäle motiviert werden. Fuchs (2013) bringt den Inhalt eines solchen Leitfadens mit einer Frage auf den Punkt: „Wie (Wahl des Kommunikationsträgers) kommuniziere ich mit wem (Zielgruppe/Zielperson) was (Thema/Inhalt) und warum (Ziel/e)?“

Ich habe versucht hier in kurzer und kompakter Form die wesentlichen Erkenntnisse meiner Arbeit zusammenzufassen. Bei Interesse kann ich die gesamte Arbeit gerne per Mail zusenden.

Antonia Brozek, MA
Verein Kiddy & Co, Aufsuchende Kinder- und Jugendarbeit in Penzing
Kontakt:

Stadt Wien MA13

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