Was es auf der Welt braucht, um unseren Teller zu füllen

von Dr.in Roberta Rastl-Kircher

Mit der Klasse 6A zu Besuch am WeltTellerFeld in der Wiener Lobau

Letzter Freitag vor dem Jahres-Zeugnis. Ein heißer Morgen. Die 6. Klasse des evangelischen Gymnasiums aus der Donaustadt ist heute in die Lobau, ein Augebiet am Rande Wiens, gefahren. Sie besuchen das WeltTellerFeld. „Das WeltTellerFeld ist ein in­ter­ak­ti­ver Bil­dungs­ort in Wien, der die kom­ple­xen Zu­sam­men­hän­ge des glo­ba­len Er­nähr­ungs­sys­tems auf einer kon­kre­ten Flä­che für alle er­leb­bar macht.“ (welttellerfeld.at)

Es ist neun Uhr. Die Jugendlichen sitzen im Schatten und hören zu. Carina Scheibreithner von „Brot für die Welt“ erarbeitet mit der 6A heute die Fragen: Wie viel Fläche verschlingt unsere Ernährung? Wieviel davon liegt in Österreich, und wieviel davon fließt in die Nutztierhaltung? Wieviel Land braucht eine Person damit sie all das zu essen bekommt, was unseren Teller bunt macht?

Am WeltTellerFeld gibt es die Möglichkeit, praxisnah die Ausmaße und Zusammenhänge der Lebensmittelproduktion und unseres (globalen) Ernährungssystems zu ergründen. In Gruppen schwärmen die jungen Leute aus, um das Feld zu erkunden, die Pflanzungen zu erforschen, und einige Fragen zu beantworten, die ihnen Carina gestellt hat.

Ein paar Schritte weiter am WeltTellerFeld neues Erstaunen: „Unglaublich, wie groß das Schwein im Vergleich zu Kuh und Huhn hier dargestellt wird. Es ist wohl so, dass in Österreich viel mehr Schweinefleisch gegessen wird, als man glaubt. Und für die Schweine muss wohl das ganze Soja importiert werden. Eigentlich verrückt. – Da hat man* gleich noch mehr Grund, kein Fleisch zu essen!“, sagt Johanna. Und Sophia erzählt: „Ich hab schon als Kind aufgehört, Fleisch zu essen. Ich wollte nicht, dass Tiere sterben. Und mein Vater isst sehr viel Fleisch. Ich verstehe auch nicht, dass die Menschen Unterschiede machen zwischen Katzen und Schweinen. Ich finde, beide sind Lebewesen und wollen leben. Ich hab dann einfach aufgehört, Fleisch zu essen. Ich kann gut kochen, und koche dann einfach selbst was mit Gemüse. Der Familie schmeckts, sogar meinem Bruder, obwohl der sehr pingelig ist beim Essen“, lacht die junge Frau.

Weizen ist eine der größten Flächen weltweit, und so natürlich auch am WeltTellerFeld. Weizen ist also um eines der Nahrungsmittel, von denen wir für unsere Ernährung am meisten brauchen. „Warum ist das eigentlich so?“ fragen sich die Jugendlichen. „Wenn man sich die Zutaten anschaut, steht fast auf allen Fertigprodukten Weizen drauf“, sagt Johanna. „Weizen zu vermeiden ist wirklich schwierig“. 

Und gefragt, wie die drei das mit der Klimaerhitzung sehen, sind sie sich einig: „Eigentlich ist das Thema demotivierend, wenn man sieht, wie wenig Fortschritte wir machen. Aber wenn jeder bei sich selber schaut, was er oder sie machen kann, hilft das“.

Wer mehr über das WeltTellerFeld wissen will, sollte unbedingt die Homepage besuchen. Dort findet sich das Bildungskonzept, das die pädagogische Basis des Projekts bildet. Es erklärt zum Beispiel, welche Themen behandelt werden:

Welt:

Wie viele Fläche brauchen wir für unsere Ernährung? Im Sinne von, wie viel Fläche, Energie, Arbeitskraft… Ist das gerecht und bleibt für die restlichen Menschen noch genug über, oder verbrauche ich zu viel?

Hier geht es um folgende Themen:

Die Herkunft unserer Lebensmittel, globale Ernährungssysteme und Lebensmittelproduktion, Landnutzung und Produktionsstrukturen der globalen Landwirtschaft und Handelsstrukturen, Ernährungssouveränität, Klima- und Verteilungsgerechtigkeit, Flächen für Verbrauch, Lieferketten, Verfügbarkeit und Endlichkeit der Ressourcen.

Teller:

Welche Auswirkungen hat mein Essen auf das Klima, meine Umwelt, meine Gesundheit? Wie hängen meine Ernährungsgewohnheiten damit zusammen und welchen Einfluss habe ich?

Hier geht es um folgende Themen:

Ernährungsmuster und -stile (Fleischkonsum, pflanzliche Ernährung etc.), gesundheitsfördernde Ernährung, Ernährungssouveränität, Bewusstseinsschaffung zur Herkunft des Essens, Konsum, Alternativen zu bisherigen Konsumgewohnheiten, Verpackungen von Lebensmitteln, Lebensmittelabfälle und Müll.

Feld:

Wer produziert mein Essen? Wie funktioniert Landwirtschaft? Wie greift Landwirtschaft in natürliche Prozesse ein und wie kann sie so umweltschonend erfolgen? Wie können Konsument*innen eine nachhaltige Landwirtschaft fördern?

Hier geht es um folgende Themen:

Wertschätzung gegenüber der Lebensmittelproduktion, Produktions- und Arbeitsbedingungen in der Landwirtschaft, Agrarökologie, Ökosysteme, Biodiversität, Mikroorganismen und Kleinstlebewesen, Nährstoff-Kreisläufe, Natur, nachhaltige vs. konventionelle Landwirtschaft (bio, regional, saisonal), Wetterphänomene und Auswirkungen auf Landwirtschaft, jahreszeitliche Aspekte der Landwirtschaft, Böden, Bodendegradation.

Neugierig geworden? Dann schaut doch am 6. Mai zwischen 10.00 und 17.00 Uhr am Mitmachtag vorbei. Alle Details erfährst du nach Voranmeldung per Mail an 

Infos: welttellerfeld.at

Kontakt: Carina Scheibreithner 

Stadt Wien MA13

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