#StayatHome – in der mobilen Jugendarbeit?

Wie in allen Lebensbereichen hat das Coronavirus auch die Arbeit von Streetwork Wieden massiv verändert. Was vor wenigen Wochen noch für undenkbar gehalten wurde, ist mittlerweile zur Routine geworden: Teambesprechungen über Skype, Kontakt zu Jugendlichen ausschließlich über Soziale Medien, Beratungen per Videotelefonie, das Aufhalten im öffentlichen Raum auf das Mindeste beschränken. Die Coronakrise kam überraschend, doch die Sozialarbeiter*innen von Streetwork Wieden schafften es, sich in kürzester Zeit auf die neue Situation einzustellen, um für die Jugendlichen zuverlässige Ansprechpartner*innen zu bleiben.

Im Folgenden sollen dieser Prozess und die Arbeitsweise in der Krise dargestellt werden, um einen Einblick in den neuen Alltag zu gewähren.

Plötzlich einsam

Von einem Tag auf den anderen hieß es, die Präsenz im öffentlichen Raum komplett einzustellen. Um die Ausbreitung des Virus zu verhindern, durfte es keinen persönlichen Kontakt mit Jugendlichen geben. Das Angebot sollte zur Gänze im digitalen Raum stattfinden.

Erstes Ziel war es, die Jugendlichen über die neuesten Maßnahmen zu informieren. Um das zu erreichen, war es wichtig, die Nachrichten in gut verständlicher Form und in ansprechendem Design vorzubereiten. Durch die hohe Reichweite, die Streetwork Wieden durch kontinuierliche Onlinepräsenz bereits in der Vergangenheit aufgebaut hatte, war es möglich viele Jugendliche zu erreichen und Hilfestellungen anzubieten.

Die Maßnahmen hatten massive Einschränkungen im Leben der jungen Menschen zur Folge. Herausforderungen, mit denen die Zielgruppe normalerweise konfrontiert ist, wurden im Zuge der Krise verschärft. Wenig Platz Zuhause wirkt sich stark auf die psychische Gesundheit aus. Zusätzlich wird von der Schule viel verlangt, wobei technisches Equipment von Nöten ist. Das Bewältigen der Hausaufgaben wird zu einem psychischen und organisatorischen Kraftakt. Jobverluste der Eltern machen die finanzielle Situation prekär. Hinzu kommt der fehlende Ausgleich, der durch sportliche Betätigung oder das Treffen von Freund*innen im Normalfall die Psyche entspannt. Die Jugendlichen sind damit konfrontiert, plötzlich sozial isoliert zu sein und gleichzeitig viel Leistung sowohl schulisch als auch familiär erbringen zu müssen.

Unterstützung, aber schnell

Vor diesem Hintergrund versuchte Streetwork Wieden keine Zeit zu verlieren. Sehr viele Jugendliche wurden persönlich kontaktiert, um sich nach deren Befinden und etwaigem Bedarf zu erkundigen. Die Zielgruppe sollte schnell erkennen, dass sie in dieser Zeit nicht auf sich allein gestellt ist.

Um die jungen Erwachsenen vom Alltag abzulenken, wurden Spiele überlegt, Quizze gestaltet und Videokonferenzen organisiert. Die starke Präsenz im digitalen Raum machte sich bezahlt und es war sehr bald möglich, Unterstützung in Form von Beratungen zu leisten.

Die Jugendlichen meldeten sich mit diversen Herausforderungen, die mithilfe der Sozialarbeiter*innen online bzw. per Telefon bewältigt werden konnten. Auch das Widerlegen einiger Verschwörungstheorien war durch die kontinuierliche Informationsaufbereitung möglich.

Die Umstellung von der Arbeit auf der Straße hin zu Jugendarbeit ausschließlich im digitalen Raum war herausfordernd. Arbeitsweisen mussten in vielen Bereichen neu durchdacht und geplant werden. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase war es dem Team möglich, die Zielgruppe trotz Krise bestmöglich zu unterstützen. Die Vorfreude auf einen geregelten Arbeitsalltag ist groß, bis es soweit ist, wird die Onlinearbeit mit viel Engagement und Motivation weitergeführt. Denn das Wichtigste bleibt: Die jungen Menschen nicht im Stich zu lassen.

Baltasar Hauser
Streetwork Wieden, Verein „Rettet das Kind“ – LV Wien
Kontakt:

Stadt Wien MA13

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