Ju9teen, die Parkbetreuung und der Corona Sommer 2020

Wie wir alle wissen, ist Covid19 für die Rahmenbedingungen und den möglichen Umfang der Parkbetreuung stark prägend. Nach wie vor gilt es die Angebote und unsere Arbeit auf Corona abzustimmen und Vieles zu adaptieren.

Gerade im heurigen Sommer steht für uns im ju9teen die Parkbetreuung im Zeichen der Rück- und Wiedereroberung von städtischen Freiräumen für Kinder und Teenies. Mehr denn je geht es für uns darum Muster aufzubrechen, Neues auszuprobieren, auf Entwicklungen zu reagieren, offen und interessiert auf die Zielgruppe einzugehen um bedarfsorientierte Angebote zu entwickeln und umzusetzen.

Im ju9teen haben wir uns intensiv der Vorbereitung auf die Parkbetreuung gewidmet und mit der Frage auseinandergesetzt wie es uns trotz Corona gelingen kann Parkbetreuung 2020 zu einem tollen und spannenden Erlebnis für Kinder und Teenies werden zu lassen.

In der ersten Phase der Parkbetreuung beschäftigten uns folgende Themen

Wie kann Parkbetreuung mit Covid19 Präventionskonzept überhaupt umgesetzt werden? Mit welchen Worten und Ritualen wir den Kindern kommunizieren, dass Parkbetreuung 2020 anders als sonst ablaufen wird? Wie gelingt es uns für den notwendigen Selbstschutz zu sorgen und trotzdem ein Gefühl des „Willkommen seins“ und der Sicherheit zu vermitteln?

Etwas mehr als einen Monat nach dem Hochfahren der Parkbetreuung bei uns im Bezirk glauben wir passende Antworten und Lösungen erarbeitet zu haben, die sowohl uns als Jugendarbeiter*innen aber auch den Kindern und Teenies im Park einen spannenden gemeinsamen Sommer ermöglichen.

Vorbereitung

Wir messen der Vorbereitung unserer Aktionstage besondere Bedeutung zu und sind davon überzeugt, dass gute Vorbereitung und klare Absprachen im Sub-Team hilfreich und wichtig sind!

Wir haben den Standort der Parkbetreuung im Park ganz bewusst neu gewählt und uns für einen Ort entschieden, der nicht von allen Seiten angelaufen werden kann. Wir können jetzt viel besser die Gruppengrößen abschätzen, behalten den Überblick – zumindest phasenweise und haben die Action im Park immer vor uns – und nicht in unserem Rücken.

Parkbetreuer*innen werden erfahrungsgemäß von den Kindern Teenies oft besonders intensiv begrüßt und gerade auch von den Kleinsten herzlich umarmt. Für die Herausforderung räumlichen Abstand zwischen uns und den Besucher*innen zu wahren, haben wir sehr rasch begonnen neue Rituale zur Begrüßung zu erarbeiten. Der Phantasie sind hier eigentlich keine Grenzen gesetzt. Bei Ju9teen hat sich ein witziges Handzeichen von etabliert, bei dem alle stehen bleiben und sich vor einander verbeugen. Besonders gut kommt natürlich nach wie vor die Begrüßung mit den Füßen, Schattenboxen, oder auch das gemeinsame Pfeifen eines Begrüßungsliedes an.

Material

Als besonders heikel stellte sich diesen Sommer die Auswahl des Materials hinsichtlich Desinfektion für die Parkbetreuung heraus. Daher nutzen wir leicht behandelbare Materialien wie Diabolos, Jonglierbälle, Federballschläger, Springseile mit Griffen am Ende, Lange Seile zum Seildrehen mit Griffen aus Gafferband am Ende, Magnetdart, Drehteller, diverse Fang,- und Wurfspiele, Boggia, Topfstelzen, …

Um die Möglichkeit des Verleihs von Material an Kinder und Teenies im Park weiter aufrechterhalten zu können, haben wir die Zugänglichkeit zum Material bewusst neugestaltet:
Wir legen das Material für alle gut sichtbar in einen abgetrennten Bereich, den wir mit einem Absperrband oder Sprühkreide am Boden markieren. Die jungen Parkbesucher*innen erkennen auf diese Weise sehr rasch was sie sich von uns ausborgen können und welches Angebot an besagten Nachmittagen gesetzt wird.

Desinfektion

Ein großes Thema ist nach wie vor die Desinfektion der genutzten Materialien. Hier haben wir uns für ein System mit einer Rückgabebox entschieden, die auch beschriftet ist. Wenn die Kinder Material zurückbringen werfen sie es in die Box, das Material wird von uns desinfiziert und wieder in den vorgesehenen Bereich gelegt. Wenn wir uns jeden Tag die Mühe machen unser System zu erklären, funktioniert es auch wirklich gut!

Gerade das Desinfektionsmittel im Park war zu Beginn ein heikles Thema. Von Beginn an klar gekennzeichnet und für die Kinder nicht zugänglich aufbewahrt, sind wir dazu übergegangen Desinfektionsmittel in kleineren Flaschen immer in Umhängetasche und direkt bei uns zu tragen.

Ein spannendes und herausforderndes Thema war und ist nach wie vor das Abstandhalten zwischen den Kindern im Rahmen unserer Angebote. Was sich sehr bewährt sind selbst gebastelte Hula-Hoop-Reifen aus PE Rohren (die gibt es in jedem Baumarkt). Wir schneiden die Rohre in passender Länge ab, kleben die Enden mit Gafferband zusammen und fertig ist der Hula-Hoop-Reifen – das beste Tool zum Abstand halten ever!

Basteln

Immer wieder machen wir Schwerpunkte mit Bastelmaterialien im Park. Wir haben hier keine großen Boxen aus denen sich die Kinder eigenständig versorgen können, sondern wir nutzen ein System mit „Ausgabesackerln“ gefüllt mit Bastelmaterialien die wir bei uns tragen aus denen wir, z.B.: Gummischnüre mit einer kleinen Handvoll Perlen oder farblich passende Scoobidoobänder verteilen können. Wenn wir Papierflieger oder Dampfschiffe aus Papier basteln, dann tun wir das heuer mit Buntpapier bei dem jedes Kind seine eigene Farbe hat und sein Bastelobjekt auch wiederfindet.

Spiele

Gruppen- und Bewegungsspiele haben bei uns in der Parkbetreuung traditionell ganz hohen Stellenwert und hier hat es wirklich etwas gedauert bis wir die notwendige Sicherheit gefunden haben. Wir nutzen in den Bewegungsspielen jetzt bewusst Hilfsmittel: Fangenspielen im Park spielen wir heuer zum Beispiel mit bunten Schaumstoffröhren, manchmal auch mit halben Schwimmnudeln.

Auch dem Sportkäfig haben wir uns jetzt wieder angenähert und beziehen ihn gezielt in unsere Angebote mit ein. Sehr beliebt und mal etwas anders sind „Tischfussballmatches“ mit menschlichen Spieler*innen. Hier markieren wir den Aktionsbereich der Mitspieler*innen mit Straßenkreide in einem 2-Meter Radius und es kann losgehen!

Gemeinsame Quiz,- und Rätselspiele, wie Tiere und Menschen erraten, oder Detektivspiele, bei denen die Kinder draufkommen sollen, was und wie sich einer bestimmten gestellten Szene verändert hat, kommen bei den Kindern auch gut an. Kennenlernspiele, wie „Ich erzähle dir vier Dinge über mich, eine davon ist geschwindelt und du sollst erraten welche?!“ oder „Dinge aufzählen, die z.B.: in die Küche oder in den Wald passen…?“ kommen auch gut an.

Die „guten, alten Klassiker“, wie Tempelhüpfen, Tiere nachmachen, Minutenschätzen, Gummitwist und Murmelspiele feiern ebenfalls ein Comeback.

Für die bewegungshungrigen Kinder bauen wir gelegentlich die Slackline in geringer Höhe auf oder stellen ihnen einen kleinen Hindernisparcours zusammen.

Letzte Schutz-Maßnahme

Immer wieder passiert es uns, dass trotz aller Überlegungen, klarer Kommunikation und wiederholtem Einfordern des Mindestabstands zu uns, genau dieser NICHT eingehalten wird.
Was uns dann noch hilft ist das demonstrative (Wieder-) Aufsetzen unserer Mund-Nase-Schutz Masken.

Adrian Zowak
Verein: Wiener Familienbund, ju9teen
Kontakt:

Stadt Wien MA13

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