Instawalk – Touristin in der eigenen Stadt

Am 08.06.2018 lud das wienXtra-medienzentrum zur Fortbildung „Instawalk: Touristin in der eigenen Stadt“ ein. Besonders Mädchen verbringen viel Zeit in und mit bilderbasierten sozialen Medien wie Snapchat, Instagram oder YouTube. Der Jugend-Internet-Monitor 2018, die jährlich durchgeführte und repräsentative Studie von Saferinternet.at zeigt, dass die Nutzung sozialer Medien genderspezifisch unterschiedlich ausfällt – bei der Bilderapp Instagram liegt diese sogar recht weit auseinander. 74% der befragten Mädchen und nur 53% der Burschen nutzen die App. Mädchen sind dabei aufgrund der kreativen Möglichkeiten dieser Programme nicht nur Medienkonsumentinnen, sondern auch Medienproduzentinnen.

Da Streetwork Meidling einen Einrichtungsschwerpunkt auf die geschlechtssensible Arbeit mit Mädchen und jungen Frauen legt, ging ich mit auf den Walk. Mit von der Partie: Michaela Anderle vom wienXtra-medienzentrum (@medienzentrum), außerdem Kati (@thinkstrawberry) und Wolfgang (@famiglia_vienna)  von den Instagramers Austria (@igersaustria.at, #igersaustria), – zur Unterstützung und mit Expertisen über die Nutzung dieser App. Mit unseren Smartphones und extra Powerbanks für die länger anhaltende Akkuleistung zogen wir los.

Instawalk

Jetzt mal Grundsätzliches über den Instawalk

Ein Instawalk stellt eine Verbindung aus Fotoprojekt, Übung zur Medienkompetenz und Erschließung eines Raumes dar. Man begibt sich in der Gruppe in ein bestimmtes Gebiet oder auf eine Route und dokumentiert diese fotografisch. Dies praktischerweise mit dem Smartphone, die Fotos werden auf den eigenen Instagram-Kanal geladen und so präsentiert oder davor noch bearbeitet. Ein Instawalk kann unter einem bestimmten Thema ablaufen, zum Beispiel eines das mit dem Raum in Zusammenhang steht in dem man unterwegs ist (#meidlinglove). Die Bilder können unter einem eigenen oder auch unter einem bereits existierenden Hashtag (#wien, #instawalkbremen, #meinfavoriten etc.) veröffentlicht werden. Oder: Es werden nur Aufkleber auf Verkehrszeichen fotografiert, nur der näheste Nahraum, CloseUps etc. Die Beschränkung der Aktion auf ein bestimmtes Gebiet bewirkt, dass dieses einmal genauer und anders betrachtet wird, – also unter fotografischen, ästhetischen oder auch inhaltlichen Gesichtspunkten statt unter praktisch-alltäglichen. Der Blick wird geschult, es werden ungewohnte Betrachtungspositionen bezogen und andere Perspektiven gewählt, – Neues an Orten entdeckt an denen man normalerweise achtlos vorüber geht. Üblicherweise ist die Beschäftigung mit Instagram eine Sache für Einzelindividuen, die für sich im Alleingang Bilder erstellen und diese präsentieren. Es gibt eine Wettbewerbs-Dynamik – das Sammeln von Likes für die eigene Pose steht im Mittelpunkt. Schön ist, dass durch die animierende Dynamik der Gruppe bei einem Instawalk, und den Fokus auf das Gruppenergebnis unter einem Hashtag der konkurrierende Gedanke zugunsten des voneinander Lernens und Abschauens in den Hintergrund tritt. Zusätzlich findet bei so einem walk eine Auseinandersetzung damit statt, wen oder was ich im öffentlichen Raum überhaupt fotografieren und dann auch veröffentlichen darf – oder will. Fotografieren und publizieren ist nämlich nicht nur mit rechtlichen, sondern auch mit ethisch-moralischen Frage verbunden, die in der Gruppe bearbeitet werden können.

Fazit

Eine kreative und dynamische Möglichkeit mit dem Medium Fotografie in der Gruppe zu arbeiten und zu veröffentlichen – im Streetwork wahrscheinlich weniger leicht umsetzbar, als Beispielsweise mit einer Schulgruppe, da die Idee doch etwas abstrakt klingt. Denkbar wäre aber, die Methode in ein bereits bestehendes Projekt einzubinden und zum Beispiel nur einen Teil der Gruppe mit der Dokumentation der Gruppenaktivität zu betrauen.

Erhellend dazu auch ein Video und Begleittext zu einem Instawalk für das Erasmus+ Projekt „digitally agile youth work“.

Monika Morawetz, Streetwork Meidling, Verein Rettet das Kind

Kontakt:

Stadt Wien MA13

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