Die Schönheit unserer Arbeit: 30 Jahre Parkbetreuung

In Erinnerung an die Zeit, als ich von 2006 bis 2010 das erste Mal in der Parkbetreuung Margareten arbeitete, blieben mir unter anderem Kinder einer Familie stark im Gedächtnis. Fünf Kinder im Alter von fünf bis dreizehn Jahren kamen all die Jahre regelmäßig in den Park, nutzten unsere Angebote und kosteten den Moment aus. Meine erste Lehrstunde “Kommunikation in Bezug auf Verbandwechsel nach einer Schürfwunde” bekam ich von dem dreizehnjährigen, fußballbegeisterten Mädchen. Da sie meinen Verband über das Wochenende nicht abgelegt hatte, eiterte die anfangs harmlose Wunde. Diese Erfahrung teilte ich noch viele Jahre mit anderen Kindern und ermahnte sie zum Verbandswechsel. Der kleinste von den Buben hing an mir und erbat sich ohne Worte das Lesen mit ihm zu festigen. Daraus entstand damals eine regelmäßige Leseeinheit während der Betreuung. Die kontinuierliche Teilnahme dieser Familie an der Parkbetreuung zog auch andere Kinder an und wir hatten eine Stammkindergruppe von mehr als zwanzig Kindern, die die ganze Betreuung über da waren und mitgestalteten.

Viele Jahre später treffe ich auf einer meiner mobilen Fair-Play-Runden durch Margareten das damals dreizehnjährige Mädchen wieder. Als junge Frau mit zwei Kindern, die mir von all den Erfolgen der Familie erzählt. Alle haben ihr Augenmerk auf schulische Bildung gelegt und mit Matura abgeschlossen. Neben den Kindern möchte sie die Krankenpflegeausbildung machen. Bauingenieur will er studieren, der Kleine, dem ich beim Lesen geholfen habe. In mir regt sich Stolz als ich das höre. Und auch die anderen haben große Ziele.

Mittlerweile kommen die beiden Kinder der ältesten Schwester zu uns in die Parkbetreuung. Das Mädchen ist dreizehn und erinnert mich sehr an ihre Tante. Auch sie ist Fußballerin und steht selbstbewusst im Leben. 

Es ist schön, etwas wachsen zu sehen…

30 Jahre Parkbetreuung, da können wir schon auf etwas zurückblicken, auf etwas Großes, das wir alle zusammen erschaffen und großgezogen haben.

Ehemalige Kinder und Jugendliche treten in unsere Fußstapfen und werden unsere Arbeit großartig weiterführen. Das weiß ich seit der Fachtagung, „Nehmt Platz! Jugendarbeit bewegt. 30 Jahre Parkbetreuung“ am 20.09.2023 im Rathaus, ganz genau. Dort umarmte mich eine junge Frau und fragte mich, ob ich noch weiß, wer sie sei. Ich musste etwas kramen in meinem Gedächtnis und langsam lichtete sich der Schleier. Sie half mir dankenswerterweise auf die Sprünge und ich trat ein in den Saal der Erinnerungen, die mich überfluteten. „Du hast mein Leben verändert!“

Wir trafen uns das erste Mal als sie 12 Jahre alt war in einem Jugendzentrum. Einige Jahre später traf ich sie im Donauzentrum und erzählte ihr von spacelab. Dort durfte ich sie bis zu meiner Schwangerschaft begleiten. Sie war 17 Jahre alt, als ich sie aus den Augen verlor. Und nun stand sie da mit 26 Jahren und erinnerte sich an diese Zeit mit so viel Freude und Dankbarkeit, dass mir die Tränen aufstiegen. Als ich so weiter vor mich hin in diesen Erinnerungen dahin schwelgte, fiel mir der Tag im Donauzentrum wieder ein. Es war mein Vorstellungsgespräch bei spacelab gewesen – eine mobile Runde – um die Arbeit kennenzulernen.

Ich denke, auch sie hat einen wesentlichen Teil dazu beigetragen, dass ich die Stelle damals bekam. Und so schließt sich der Kreis nun und ich freue mich eines Tages eine Geschichte von ihr zu lesen, wenn sich ehemalige Kinder und Jugendliche an sie erinnern und vielleicht in ihre Fußstapfen treten.

Autorin: Petra Klemenschitz
Institut für Erlebnispädagogik
Kontakt:

Stadt Wien MA13

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