Wiener Frauenpreis zu „Gaming“ ging an Yvonne Scheer, der Genderbeauftragten des Österreichischen e-Sports

Am 11. Dezember wurde der 17. Wiener Frauenpreis im feierlichen Rahmen des Rathauses verliehen. Ausgezeichnet wurden 3 Wienerinnen, die sich für die Selbstbestimmung von Frauen engagiert haben. In der Kategorie “Gaming” wurde Yvonne Scheer, Genderbeauftragte des ÖESV, für ihre Leistung ausgezeichnet. In der Kategorie “Gewaltschutz” hat sich die Jury für Andrea Brem, Geschäftsführerin der Wiener Frauenhäuser, entschieden. In der Kategorie “Städtebau” erhält den Preis DIin Dr.in Doris Damyanovic, assoziierte Professorin am Institut für Landschaftsplanung an der Universität für Bodenkultur Wien. Die Preisträgerinnen erhielten neben 3.000 Euro Preisgeld die Statue “die mutige” von Ulrike Truger. Der Wiener Frauenpreis macht auf Frauen und ihre vielfältigen Leistungen aufmerksam. Das ist notwendig, da es oft das Wirken von Männern ist, das stärker von der Öffentlichkeit gesehen wird.

Frauenpreis 2018

Jurybegründung von Jurorin Hanna Herbst zu Yvonne Scheer

Auf Fotos ist Yvonne Scheer oft als einzige Frau abgebildet. Sie hat sich hochgekämpft in einer männergeprägten Domäne. Doch ihr Kampf ist nicht unbedingt der typische für eine Frau in einem von Männern geprägten Bereich, Yvonne Scheer kämpft auch etwa mit Schwertern. Sie ist Österreichs erste Genderbeauftragte für E-Sports, also für den Wettkampf zwischen Menschen durch Videospiele. Als solche möchte sie weibliche Spielerinnen fördern, die es in der Spieler_innen-Welt oft nicht leicht haben.
Es mag eine Welt sein, in die viele hier nie eingetaucht sind – gerade Frauen. Aber sie ist riesig: 2017 sahen etwa 335 Millionen Menschen weltweit Übertragungen dieser Wettbewerbe zu. Der Großteil der Spieler_innen sind männlich, die Entwickler sind männlich, die Figuren in den Spielen oft Ausprägungen männlicher Fantasien: Die männlichen Spielfiguren bis unter die Zähne bewaffnet und bis über beide Ohren in Rüstungen, die Frauen lasziv halb nackt mit einer Körbchengröße, die nach einem fähigen Chiropraktiker schreit.
So werden auch die spielenden Frauen oft nicht als Subjekte wahrgenommen. Sie werden belächelt und sexistisch beschimpft, sie werden mit Vergewaltigung bedroht oder aufgefordert, zurück in die Küche zu gehen, als hässlich bezeichnet und degradiert.
Das sorgt dafür – wer kann es ihnen verübeln -, dass Frauen sich nicht in die Welt der Spielwettkämpfe wagen. Oder – haben sie sich hineingewagt – sie bald wieder verlassen. Und dagegen kämpft Yvonne Scheer an. Damit Frauen Schritt für Schritt alle Domänen erobern, mit und ohne Schwert, mit und ohne Schild. Aber auf jeden Fall mit viel Talent und Mut, Kraft und Ausdauer.

Wiener Frauenpreis einmal anders

Die meisten Preisträgerinnen erhielten bisher den Frauenpreis für langjährige Verdienste in der Frauenförderung und für ihren unermüdlichen Einsatz für Geschlechtergerechtigkeit. Bei Yvonne war das anders, eine Abkehr der bisherigen Praxis, eine junge Frau wurde am Beginn ihrer Karriere ausgezeichnet für ihre zukünftigen Leistungen. Ein mutiger Schritt in die richtige Richtung.
Es war sehr fein, wie Yvonne ihre Dankesrede gehalten hat, so frisch frei von der Leber und selbstbewusst. Was in diesem Kontext, einem Prunkraum im Rathaus voller honoriger Feministinnen ein Generationenwechsel war – eine junge Frau, die ganz ohne Gendersprache auskommt, dafür sehr genau ihre Gefühle beschreibt, wie das so ist als einzige Frau im e-Sport in einer rein männlichen Spielewelt sich zu behaupten. Der Spaß am Spiel, ihr Erfolg und ihr männliches Team geben ihr die Kraft dazu, sagte sie. Yvonne, alias MissMadHat, will Mädchen für den e-Sport begeistern, sie fördern und ihnen Mut machen, sich auch auf die kompetitiven Spiele einzulassen. Sie will für Girls ein Vorbild sein.

Ein Großteil der Anwesenden hatten noch nie etwas über den e-Sport gehört oder auch nur verstanden, was Yvonne da spielt – Call of Duty – wissen wahrscheinlich nicht einmal was Candy Crush ist. Mehr Mädchen zum Gaming zu bewegen, heißt auch, ihr Selbstbewusstsein, ihre Wettbewerbsfähigkeit und ihre digitalen Kompetenzen zu stärken. Und da sind wir auch in der Jugendarbeit gefordert, das Mädchen nicht nur Spiele Apps auf ihrem Smartphone spielen, sondern sich auch in der Welt der PC- und Konsolen Spiele behaupten.

Sonja Brauner, Verein wienXtra,

Stadt Wien MA13

WIENXTRA Nach oben ↑