Simma Pride- Ist es möglich eine Pride in Simmering zu starten?

Der Verein Balu&Du sagt ganz klar: Ja!

Die emotionalen Themen Queerness und Geschlechtsidentität sind stets aktuell bei Jugendlichen und sorgen für hitzige Diskussionen. In der vereinsinternen Arbeitsgruppe Gender fiel uns wiederholt auf, wie stark patriarchale Strukturen und Heteronormativität unsere Gesellschaft und somit auch die Lebenswelt junger Erwachsenen prägen. Um dem entgegenzuwirken, kam uns die Idee eine kleinere Form der Pride in Simmering zu organisieren- die Simma Pride war geboren.

In der Planung und Ausführung waren Balu&Du, StoP (Stadtteil ohne Partnergewalt) und das Jugendzentrum Eleven (VWJZ) involviert. Die Zusammenarbeit verlief reibungslos und innerhalb weniger Treffen konnten die Arbeitspakete fair aufgeteilt werden. Als Kommunikationsmittel für die Planung verwendeten wir ein Online Dokument, auf das alle Zugriff hatten. Bei der Veranstaltung selbst hatte jedes Team einen Stand, bei dem diverse Aktivitäten angeboten und somit Personen jeden Alters angesprochen wurden. Der Mehrwert der Kooperationen war auf jeden Fall spürbar. Die Vernetzung mit den Kolleg*innen, die alle hinter der Message des Pride Monats stehen, war sehr schön und bestärkend. Die Veranstaltung fand während des Pride Monats Juni am Franz-Haas-Platz, einem frequentierten Platz im 11. Bezirk, statt. Ziel war es Personengruppen, die sich als queer identifizieren, Raum und Gehör zu verschaffen. Zudem wollten wir zeigen, dass es mehr als zwei Geschlechter und heteronormative Lebensweisen gibt. Zur Feierlichkeit beigetragen haben Mocktails, Hots Dogs, Waffeln, Schminkstation und gute Musik. Das Sex-Quiz, Infomaterial und die gratis Kondome schafften spielerische Aufklärungsarbeit. Beim Quiz konnten Fragen gestellt werden, die Teilnehmende sich sonst eventuell nicht trauen zu fragen. Außerdem wollten wir sichtbar machen, dass es sich lohnt hinter tabuisierten Themen zu schauen, auch wenn es sich anfangs schwierig anfühlt.

Herausfordernd war die Antihaltung mancher Jugendlicher, die Beleidigungen und Drohungen von sich gaben. Uns war bewusst, dass nicht alle dieses Event gutheißen werden und sich einige Menschen bei dem Thema Queerness verunsichert fühlen. Mit einer Jugendgruppe, die provozierte, starteten wir ein Gespräch und entgegneten ihnen mit Humor und Gegenfragen. In dieser Situation war es hilfreich, dass wir mehrere Jugendarbeiter*innen waren und dadurch auch Einzelgespräche möglich waren.

In der Arbeit mit Teenies und Jugendlichen sind verankerte Geschlechterrollen Inhalt vieler Gespräche: Sei es bei den Berufsvorstellungen, Lohn- und Haushaltsthemen oder wer im Alltag welche Aufgaben übernimmt. Sie haben eine klare Vorstellung davon wie eine Familie und eine romantische Beziehung auszusehen hat und was diese erfüllen muss. Diese Haltung, wenn sie unreflektiert bleibt, führt häufig zu offener Frauen- und Queerfeindlichkeit, welche für viele Jugendliche als uneingeschränkte Position reproduziert wird. Umso wichtiger ist es, dass Jugendarbeiter*innen dieses Spannungsfeld thematisieren und im Rahmen einer professionellen Beziehung mit Jugendlichen aushandeln.

Mit der Durchführung der Veranstaltung wollten wir uns queeren Personen gegenüber solidarisch zeigen und vermitteln, dass Menschen lieben können, wen sie wollen, unabhängig von ihrem Geschlecht. Zur gleichen Zeit wollten wir mit der Aktion für eine Beziehungs- und Rollenvielfalt einstehen, die im Alltag gelebt werden kann und den Themen Sexualität, Geschlechtsidentität Raum geben. Deswegen durfte die Pride Flagge natürlich auch nicht fehlen!

Tipp an Kolleg*innen: Traut euch Themen Raum zu geben, die kontrovers gesehen werden und stellt euch auf Konfrontation ein. Diese Diskussionen sind Teil unserer wichtigen Arbeit und wir freuen uns schon auf die Simma Pride 2024!

Autorin: Lilian Silvestri – Verein Balu&Du

Stadt Wien MA13

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