Im 3. Bezirk entsteht jedes Jahr beim Nachbarschaftsfest des Jugendzentrums „Sale für Alle“ eine Printausgabe, die die Besucher_innen noch am selben Tag in Händen halten können. Ein Praxisbericht über die Magie von Papier in Zeiten der Digitalisierung.
Was will ich die anderen Kinder eigentlich fragen?
Jedes Jahr im Mai kommen über 500 Besucher_innen in den Hof in der Dietrichgasse. Rund 30 Kinder und Jugendliche schlüpfen dann in die Rolle von Kinderreporter_innen. In einem kurzen Workshop werden die Basics einer guten Reportage erklärt, um anschließend sofort ausprobiert zu werden. Mit „Presse“-Kappen, Stift und Papier ziehen die meist 8-14-Jährigen los und sammeln irgendwie alles ein, was sie kriegen können.
In diesem Schritt passiert schon viel Spannendes: Den Mut haben, Kinder oder auch Eltern anzusprechen; Überlegen, welche Themen/Fragen ich selbst eigentlich spannend finde; Gemeinsam mit anderen auswählen, was davon in die Zeitung kommen soll;…
In einer kleinen Redaktionssitzung kommen dann alle Kinderreporter_innen zusammen und clustern die Themen und Infos. Die Kinder sind meist sehr überrascht, wie unterschiedlich die Antworten auf ähnliche Fragen ausfielen. Die Subjektivität von Berichterstattung wird so stark erlebbar. Auf mehreren Laptops werden die Artikel anschließend runtergetippt und die Zeitung mit Hilfe der Betreuer_innen gelayoutet.
Eine echte Zeitung aus Papier
Doch dann das ganze gesammelte Werk 150 Mal durch den Kopierer zu jagen und mit den gedruckten Zeitungen herumzulaufen und sie an Freund_innen und andere Interessierte zu verteilen, ist in Zeiten von Instagram und Online-News schon irgendwie ganz schräg und aufregend. Vor drei Stunden war da nur eine Idee und jetzt schon hab ich dieses reale Objekt aus Papier in meinen Händen. 150 Mal. Diese Magie der Vervielfältigung, die die Menschen seit der Erfindung des Buchdrucks nun doch schon einige Jahrhunderte begleitet, liegt wieder in der Luft.
Thomas Zobernig, Jugendzentrum „Sale für Alle“ im 3. Bezirk,
Video, was am Nachbarschaftsfest sonst noch so abgeht.