Heteronormativität ist (k)ein Thema

Heteronormativität ist ein Thema, mit welchem wir im Jugi häufig konfrontiert werden. “Du bist ja auch eine Frau!”, ” Das tut ein Mann nicht!”, “Meine Frau/mein Mann muss so und so sein…”.

Wir haben uns Gedanken darüber gemacht und entschieden, Männlichkeit und Weiblichkeit als Monatsthema der Digitalen Jugendarbeit im November umzusetzen. Und nicht nur das, wir haben auch versucht queere Personen ein Stück weit in die bisherigen Rollenbilder der Jugendlichen einzubinden. Außerdem wollten wir unterschiedliche Geschlechterrollen und sexuelle Orientierungen normalisieren, damit die Jugendlichen, die nicht in die binären Konstrukte oder die dominierenden Rollenbilder passen, gestärkt werden und sich nicht alleine fühlen.

Die geschlechtsbezogenen Ansichten unserer Jugendlichen sind eher konservativ geprägt, es gibt Männer und Frauen, die bestimmte Aufgaben erfüllen und typischen Klischees entsprechen (sollten). Stark, groß und möglichst cool soll ein Mann sein – lieb, hübsch und ruhig die Frau. Oder?
Jugendarbeiter:innen entsprechen häufig nicht dem typischen Bild und leben damit vor, dass es auch andere Lebenswelten gibt. Dies wird fast immer gut angenommen und oft wird auch neugierig nachgefragt.

Was sagen die Kids also dazu?

Um die Antwort zu erfahren haben wir im Oktober bei Instagram drei Umfragen und eine Quiz-Umfrage-Mischung gemacht. Insgesamt haben sich 89 Jugendlichen daran beteiligt, die meisten haben bei allen Umfragen mitgemacht. Wie es üblich für die Umfragen bei Instagram ist, haben viele nicht jede einzelne Frage beantwortet, aber die Teilnahme war groß genug, um uns ein Bild machen zu können. Überraschenderweise sind die Fragen eher unerwartet beantwortet worden:

Eine Frau als Chefin fanden 89% der 44 mitmachenden Jugendlichen völlig normal (die Spaßantworten bei „nicht-normal“ haben wir mal nicht abgezogen) und 78% von 37 Jugendlichen denken, dass ein „richtiger“ Mann auch auf die Bedürfnisse anderer achtet. 64% der Jugendlichen meinen, dass man sich in einer Partnerschaft die Hausarbeit aufteilen sollte und 11 von 16 Jugendlichen finden, eine Frau darf auch mal selber bezahlen oder sogar den Mann einladen. Männer die weinen sind für 78% von 46 Jugendlichen absolut legitim und auch viele Sexualpartner:innen werden bei Männern wie bei Frauen fast gleichauf als normal betrachtet – von 61% der 39 Jugendlichen bei Frauen und 67% bei Männern.

Darüber hinaus kamen immer wieder empörte Nachrichten darüber, was wir denn für blöde Fragen stellen aber auch einige mit dem Inhalt “Mensch ist Mensch”. Zusätzlich zu unseren etwas provokanten Umfragen gab‘s auch lustige, wie zum Beispiel “Bist du muskulös?” oder “Welche berühmte Frau bist du?”. Auch zum Thema queer haben wir einige Fragen gestellt und waren begeistert, wie gut sich die Jugendlichen auskennen. 21 von 28 wussten was trans bedeutet und 11 von 15 finden es wichtig, nicht nur das generische Maskulinum zu verwenden, sondern alle mit einzubeziehen.

Unser Fazit

Die konservativen Rollenbilder lösen sich bei unseren Jugendlichen langsam auf und die Diskussionen darüber sind für alle bereichernd. Wir haben auch in unserer Einrichtung (bzw. davor, denn es ist immer noch Corona) viel über Rollenbilder und diesbezügliche Vorstellungen der Jugendlichen gesprochen. Wir waren überrascht, wie offen und informiert sie sind und wie differenziert sie vieles betrachten!

Pamina Gutschelhofer
Verein Juvivo
Kontakt:

Stadt Wien MA13

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