Barcamp-Nachlese: Big Data als Thema in der politischen Bildung

Wir alle produzieren täglich unglaubliche Mengen an Daten. Daten und Informationen die weiterverarbeitet, kombiniert und zu Vorhersagezwecken verwendet werden. Was passiert mit den Daten? Wie wird Verhalten prognostiziert und welche Auswirkungen hat das auf persönliche, gesellschaftliche und politische Entwicklungen? Wem gehören diese Daten? Wer hat welchen Nutzen davon? Die Digitale Jugendarbeit beschäftigt sich mit all diesen Fragestellungen. Jedoch ist dies aus meiner Sicht nicht nur ein medienrelevantes Thema. Es geht nicht nur darum die eigenen Daten so gut wie möglich zu schützen und das persönliche Medienverhalten soweit zu reflektieren, dass mir zumindest bewusst ist wodurch ich Daten produziere und welche ich bewusst und vielfach unbewusst wem preisgebe. Die Nutzung Milliarden produzierter und verknüpfter Daten ist vielmehr auch ein politisches Thema und damit auch eines der politischen Bildung – auch in der Jugendarbeit.
Wie kann aber nun das Thema Big Data in der Jugendarbeit thematisiert werden?

Eine Annäherung

Zunächst ist es wichtig, dass sich die Fachkräfte in der Jugendarbeit selbst mit dem Thema auseinandersetzen und sich vor allem die Relevanz des Themas bewusstmachen. Die Digitalisierung und der digitale Wandel unserer Gesellschaft sind in aller Munde und beeinflussen alle unsere Lebensbereiche nachhaltig. Eine Auseinandersetzung mit dem Thema ist also auch für die Jugendarbeit essentiell. Grundsätzlich geht´s aber, wie bei allem in der Jugendarbeit, darum, sich ein Basiswissen darüber was mit Big Data gemeint ist und welche Subthemen hier reinfließen anzueignen, nicht darum Expert_in zu werden. Wer wenn nicht die Jugendarbeit hat die Haltung, die Kompetenzen und das Know How sich von großen, komplexen Themen nicht einschüchtern zu lassen, sondern sich gemeinsam mit den Jugendlichen in einer lustvollen Auseinandersetzung dem Thema anzunähern.

Info und Aufklärung

Ein erster Schritt wäre aus meiner Sicht Information aufzubereiten, für das Thema zu sensiblisieren und die Auseinandersetzung anzuregen. Das Methodenrepertoire der Jugendarbeit ist reichhaltig: z.B. Kahoot-Quizspiele, gemeinsame Recherche, ev. eine kleine Competition draus machen, paradoxe Interventionen und Irritationen in den Jugendarbeitsalltag einbauen und auflösen, Schwerpunktwochen zu einzelnen Subthemen (wie gezielte Werbung, Vorhersagen, Selbstoptimierung durch Gesundheitstracker…).
Bewusstseinsbildung fördern und politische Bildungsprozesse anregen
Insgesamt ist natürlich wichtig die Big Data Technologie nicht generell zu verteufeln. Angst und Ohnmachtsgefühle („da bin ich machtlos“ „ist eh egal, ich kann da eh nichts machen“…) zu reproduzieren wären mehr als kontraproduktiv. Es geht darum den Nutzen erkennbar zu machen. Wer profitiert? Welchen Nutzen haben einzelne Personen, die Gesellschaft insgesamt, bestimmte Unternehmen? Auch die wissenschaftlichen Möglichkeiten und wertvolle Entwicklungen zum Wohle aller (z.B. in der Verkehrsplanung oder im Gesundheitsbereich) gilt es transparent zu machen. Wirtschaftliche und politische Aspekte (z.B. Information vs. Manipulation) aufzuzeigen und für diese Zusammenhänge zu sensibilisieren ist Teil einer politischen Bildung im digitalen Wandel. Auch hier bieten sich Alltagsmethoden aus der Jugendarbeit an: wie z.B. Quiz- und Schätzspiele, Meinungsbarometer, Videoclips, kleine Spielsequenzen, Arrangements und Inszenierungen in der Jugendeinrichtung, die anregend wirken und den Lust- und Spaßaspekt in den Fokus rücken, als Thema in regelmäßigen Gesprächsformaten, online-Umfragen („die Frage des Monats“), Postings und Verlinkungen…;

Subthemen und Teilaspekte

Vielerlei Aspekte fließen in den großen Themenkomplex Big Data hinein und haben entsprechende Relevanz für die Jugendarbeit, die politische Bildung, die Zielgruppen. Oft ist es hilfreich komplexe Themen runter zu brechen bzw. sich aus verschiedenen Perspektiven anzunähern. Um nur einige zu nennen: Filterblasen und Echoräume, zielgruppenspezifisches Marketing/Werbung; offenes und verstecktes Datensammeln; Selbstoptimierung; Sicherheitsaspekte und polizeiliche Maßnahmen (wie z.B. das Vorhersagen von Straftaten); Internet of things / smart objects;

Links und hilfreiche Tools

Im Rahmen der BOJA Tagung im November 2017 in Wien zum Thema Medien gab es einen Workshop zu Big Data mit Gerda Sieben vom jfc Medienzentrum e.V. In dem Workshop wurden tools und Methoden vorgestellt, die richtig Lust drauf machten sich mit dem Thema zu beschäftigen. Hier die Links dazu:

http://bigdata.jfc.info/methoden.html

http://bigdata.jfc.info/

Hier noch weitere Tools zur Anregung

Kurzes Erklärvideo zu Big Data

Aus dem Medienpädagogik Praxis Blog “DataSelfie”

Texte, Einführung, Links zu Materialien für die Jugendarbeit

Quizspiel dazu (Kahoot quiz [nicht nur für Grundschulkinder] oder auch analoge Version)

Big Datapoly: Brettspiel mit allen Materialien zum Download

Big Data Analytics (eher komlexes Spiel, das NFC erklärt)…
analoge Version…. ev. als Diskussionstool einsetzbar….

Analytica (kann auch analog gespielt werden; etwas adaptiert sicher auch für die Jugendarbeit gut einsetzbar; ein Spiel zu Einschätzungen (es geht nicht um richtig oder falsch, sondern persönliche Einschätzungen und Bewertungen, ob Entwicklungen / Erlässe oder in dem Fall „Gesetze, die von Analytica verabschiedet werden“ positiv oder negativ bewertet werden.

FreiTag (sicher ein super Spiel, ist aber eher für ein längerfristiges Projekt, z.B. Semesterferienaktion, geeignet; ev. kann einiges daraus für den Jugendarbeitsalltag adaptiert werden)

Und noch ein Quiz zu Big Data.

 

Manuela Smertnik, Verein Wiener Jugendzentren,

Stadt Wien MA13

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